Alle diese Beispiele sind exemplarisch zu sehen und sollten stets mit der Verpflichtung zu eigener Wachsamkeit im eigenen nahen und natürlich auch weiteren Umfeld verstanden werden ...
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Info 1
"In den Dörfern Nord- und Ostdeutschlands sind zahlreiche Storchennester verwaist", sagte Storchenexperte Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut im NABU. Die Ursache für das Fehlen vieler Störche sei noch unklar. Allgemein werde das schlechte und kalte Frühjahrswetter in Südosteuropa als Ursache für das Ausbleiben der Störche vermutet. Aber auch eine langanhaltende Trockenperiode in Teilen Ost- und Südafrikas könnte zur Schwächung vieler Tiere geführt haben. "Fest steht, dass die gesamte Ostpopulation des Weißstorchs betroffen ist", betont Thomsen. Denn auch aus Polen, Lettland, der Slowakei und anderen Ländern des östlichen Mitteleuropas kämen die gleichen Botschaften. Bei den Störchen der Westpopulation, die in Westafrika überwintert hätten und in Westeuropa bis Südwestdeutschland brüten, sei hingegen kein Ausbleiben zu verzeichnen.
Das Phänomen ausbleibender Störche ist in größeren Zeitabständen häufiger zu beobachten. "Ausgelöst werden die sogenannten "Störungsjahre" durch ungünstige Faktoren, wie zum Beispiel Dürre im afrikanischen Winterquartier oder Regen auf den Zugwegen", erläutert der NABU-Storchenexperte. Bei Dürre bekämen die Großvögel nicht genug Nahrung, so dass ihnen die Kondition für den anstrengenden Rückflug fehle. Auch Sturm oder Regen erschwere den Tieren die Reise.
Das letzte Mal wurde eine späte Rückkehr von Weißstörchen vor acht Jahren beobachtet. Verantwortlich für die Verspätung der Tiere war damals das extrem schlechte Wetter in der Türkei, das den Weiterzug der Störche behinderte. Auch in diesem Jahr ziehen noch kleine Storchentrupps durch die Türkei und finden vereinzelt den Weg in nord- und ostdeutsche Brutgebiete. "Für eine erfolgreiche Brut ist es bei den Nachzüglern allerdings zu spät", betont Thomsen. 2004 wurden deutschlandweit 4710 Weißstorchpaare gezählt.
Westzieher haben's leichter
Die positive Entwicklung in den westlichen Ländern erkläre sich durch eine geänderte Zugroute gen Süden. Die Störche im Westen Deutschlands ziehen zu einem großen Teil über Spanien und die Straße von Gibraltar nach Afrika. "Aber immer mehr Störche überwintern bereits in Spanien. Dort finden sie auf offenen Müllhalden und in Reisfeldern genug Nahrung", so Thomsen. Weil für sie der Rückweg dann kürzer sei, kämen auch mehr Störche wohlbehalten in den Westen zurück. Auf der östlichen Zugroute, die zumeist Störche aus den östlichen Bundesländern nehmen, sei der Weg dagegen weiterhin lang und strapaziös.
Auch international werden die Weißstorch-Bestände bis Ende 2014 wieder erfasst. Das ist sehr aufwendig und passiert nur alle zehn Jahre. "Der Weißstorch dient uns dabei als Leitart", sagt Thomson. "Über seine Bestandssituation können wir Rückschlüsse auf den Zustand seiner Lebensräume ziehen."
Der Weißstorch (ciconia ciconia) gehört zur Familie der Schreitvögel. Er ist ein Großvogel. Männchen und Weibchen sind schlecht zu unterscheiden. Häufig ist das Männchen etwas größer als das Weibchen (das trifft jedoch nicht immer zu!). Genau kann man Männchen und Weibchen bei ihrer "Hochzeit" (Geschlechtsverkehr) unterscheiden, denn das Männchen ist da immer oben. Störche sind Nesthocker, die Eier legen und von beiden Elternteilen bebrütet werden. Sie wechseln sich dabei ab: Ein Storch ist immer im Nest, während der andere dann auf Futtersuche geht. (Fällt ein Adult-Storch durch Unfall oder Tod aus, schafft es der zurückgebliebene Storch allein nicht, die Brut durchzubringen.) Erst dann, wenn die Jungstörche eine gewisse Größe erreicht haben, also auch nicht mehr durch Feinde gefährdet sind, gehen beide Altstörche oft zeitgleich auf Nahrungssuche.
Störche brüten einmal im Jahr (es gibt keine zweite Brut wie bei manchen anderen Vögeln); das Weibchen legt 2 bis 5 Eier (ein Ei ist etwas doppelt so groß wie ein Hühnerei). Man hat aber auch schon mal bis zu 7 Eier gezählt. Störche richten sich bei der Brutaufzucht allerdings zumeist auf das Nahrungsangebot ein. Die Brutzeit beginnt etwa Anfang April bis Mai eines Jahres. Nach ungefähr 30 bis 34 Tagen schlüpfen dann die Jungen jeweils nacheinander. Nach dem Schlüpfen sind die Küken mit einem weißgrauem Flaum bedeckt und wiegen zwischen 65 und 80 Gramm, nach einem Monat dann aber schon 2 Kilogramm und bereits im Lebensalter von 2 Monaten sind sie flügge. Sie bleiben dann noch im Horst, gehen mit ihren Eltern aber bereits auf Futtersuche in den Wiesen. Damit die Jungstörche angehalten werden, selbst Futter zu suchen, reduzieren die Eltern ab einem entsprechenden Entwicklungsstand übrigens die Fütterung.
Der Weißstorch wird etwa (stehend gemessen) 80 bis zu 100 Zentimeter groß, hat eine Länge von etwa 70 bis 110 Zentimeter. Das Gewicht schwankt zwischen 2,5 und 4,5 Kilogramm, vereinzelt werden Störche auch schon mal noch schwerer. Betrachtet man den Storch, überschätzt man wegen dessen Größe sicherlich oft sein Gewicht; aber wegen seiner Flugfähigkeit, vor allem hinsichtlich Langstreckenflüge zur Überwinterung wäre ein hohes Gewicht kontraproduktiv.
Der Schnabel des Storches mißt ungefähr 15 bis 22 Zentimeter, der Schnabel des Männchens ist meist etwas dicker. Die Flügel sind recht groß, der Schwanz klein. Das Gefieder ist weiß, die Schwungfedern jedoch schwarz. Weißstörche haben eine Flügelspannweite von etwa 2 - 2,20 Meter. Bei den erwachsenen Störchen sind Schnabel und Beine rötlich bis rot. (Die Jungstörche haben noch dunkle Schnäbel und dunkle Beine; sie sind übrigens im Alter von sieben Wochen auch schon zugefedert.)
Der Weißstorch ist nicht stimmlos, wenngleich seine Stimme nicht gerade vielfältig ist. Bekannt ist das Klappern (bei Freude, beim Begrüßen, beim Balzritual, aber auch zur Gefahrenabwehr eingesetzt).
Störche werden 20 bis 30 Jahre alt, vereinzelt sind auch schon bisweilen noch ältere Störche (35 Jahre und älter!) nachgewiesen.
Als Wiesenvogel und Sumpfvogel ernährt er sich von den dort lebenden Tieren, zum Beispiel von Insekten, Regenwürmern, Schnecken, Larven, Mäusen, Maulwürfen, kleinen Schlangen, Küken, Aas, Fröschen und Fischen. Der Storch ist also ein Fleischfresser. Man kann durchaus rückschließen, daß grundsätzlich die Umwelt bei Anwesenheit von Störchen noch einigermaßen in Ordnung ist.
Bei der Horstwahl bevorzugt der Storch entsprechend eben feuchte und wasserreiche Gegenden wie Flußlandauen und Grünlandniederungen. Störche sind überwiegend "horsttreu", kommen jedoch beide Partner gesund und vor allem auch rechtzeitig (die Möglichkeit der Jungenaufzucht ist auf ein enges Intervall begrenzt!) zurück, bleiben sie natürlich zusammen. Beide Altvögel kümmern sich bei den Störchen um die Aufzucht der Jungen! Störche leben auf Bäumen in Nestern, der Weißstorch bei uns lebt jedoch überwiegend in Horsten (meist auf Gebäuden). Diese können sehr hoch und sehr schwer werden, denn Störche bauen in der Regel immer weiter an ihrem Nest. So sind über 2 Meter hohe Storchenhorste mit einer Ausdehnung von über 2 Metern und einem Gewicht von bis zu 1500 Kilogramm nicht allzu selten ... Störche schauen bei der Standortwahl für ihren Horst darauf, daß die Nahrungsgründe maximal etwa 3 bis 5 Kilometer vom Nest entfernt sind. Sind die Jungen dann größer, fliegen Störche zur Nahrungssuche auch schon mal weitere Strecken.
Störche behalten gerne den Überblick (auch aus Sicherheitsgründen) und besiedeln deshalb offene beziehungsweise halboffene Landschaften (ein gutes Beispiel hierfür ist das Storchendorf Bergenhusen!) und bauen ihre Horste gerne sehr hoch.
Die meisten Störche fliegen zum Überwintern immer noch in südliche Länder. Die Jungen sammeln sich meistens im August, schließen sich Trupps und erfahrenen Altstörchen an und begeben sich dann bei entsprechender Aufwindwetterlage auf die beschwerliche Flugreise (teilweise bis Südafrika). Die Altstörche erholen sich noch eine gewisse Zeit und fliegen erst etwas später (Anfang September bis Mitte September in aller Regel, 2014 wurde es jedoch auf Grund der milden Witterung noch später -- hier konnten Storchentrupps noch im Oktober auf ihrer Durchreise beobachtet werden ...). Der Aufbruch ist zeitlich natürlich auch vom anvisierten Ziel abhängig. In den Süden nach Südafrika sind die Störche ungefähr drei Monate unterwegs, der Rückflug ist etwas kürzer, dauert etwa 2 Monate.
Man kann zwischen Ostziehern (sie fliegen die östliche Route über den Balkan, den Bosborus, die Türkei, Libanon, den Golf von Suez, Ägypten nach Afrika) und Westziehern (sie fliegen die westliche Route über Südfrankreich nach Spanien und Portugal bzw. dann über Gibraltar nach Westafrika) unterscheiden. Störche suchen auf ihrer Flugroute den Weg mit guter Thermik, meiden also entsprechend den Flug übers weite Mittelmeer. Störche bevorzugen den Gleitflug, deshalb dieses Angewiesensein auf gute Thermik. Störche sind also "Segelflieger".
Als Zugscheide gilt das Elbe-Wesergebiet (östlich davon also Ostzieher, westlich davon dann Westzieher), wobei diese Annahme nicht absolut zu sehen ist. Es gibt nämlich immer häufiger auch Ausnahmen davon.
Es gibt mittlerweile zunehmend Störche, die an ihrem Nistplatz oder in geographischer Nähe davon bleiben, nicht ziehen, also hier überwintern. Kälte ist für die Störche in aller Regel jedoch kein sehr großes Problem; schwierig und gefährlich wird es dann für sie, wenn sie wegen hohem Schnee und gefrorenen Bodenverhältnissen zu wenig oder keine Nahrung mehr finden können. Dann sind sie auf Unterstützung ("Fremdfütterung") angewiesen, soll ihr Überleben gesichert werden.
Die Jungstörche bleiben in der Regel bis zur Geschlechtsreife in ihren Überwinterungsgebieten. Die Geschlechtsreife ist im Alter von 3 bis 4 Jahren erreicht. Dann fliegen sie zurück in die Brutgebiete.
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