Kurz vor seinem ersten Nestausflug am 1. Juli 2014 gegen 18:00
(Bild aufgenommen in Hammelburg, Nest auf dem Mönchsturm)
Dieser Jungstorch mit der Ringnummer DER AH 291 ist eines von vier erfolgreich aufgezogenen Geschwistern; leider wurde eines (DER AH 293) wenig später wohl an einer unzurreichend gesicherten Stromleitung getötet ...
(am 26. oder 27. 07. 2014)
Zu den Unterseiten von "Die Störche":
|
Die Störche
(mit 3 Unterseiten, Links siehe linker Seitenrand)
Der "Storchenkran" in Kirchheim (Schwaben)
Meine Darstellungen haben zahlreiche eigene Beobachtungen und Besuche von Plätzen, an denen man sich mit Störchen beschäftigt, als Grundlage. Natürlich befasse ich mich auch mit Veröffentlichungen über das Leben der Störche, seien jene wisssenschaftlich geleitet oder von anderer Seite geleistet. Nicht zuletzt sind jedoch häufig gerade die Erkenntnisse wertvoller, die Menschen im praktischen, täglichen Umgang mit den schönen und stolzen Tieren bereitstellen. Ich bemühe mich stets, Informationen und Hinweise in ihrem jeweiligen Kontext zu erfassen, zu verstehen und zu interpretieren. Nicht zielführend wäre in aller Regel jedoch beispielsweise, nähme man Aussagen, Ergebnisse, Vermutungen u.ä. aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang. Entscheidende Bedeutung kommt deshalb natürlich auch dem Versuch, ideologische Hintergründe zu erhellen, zu. Kurz: die jeweils tatsächliche Interessenlage und Orientierung aufzudecken. Die eigene umfangreiche und intensive Suche nach Antworten auf die vielen Fragen, sollte sich freilich niemand ersparen.
Der Weißstorch (ciconia ciconia) ist ein Schreitvogel. Im Flug ziehen Störche es vor zu gleiten. Deshalb suchen sie für ihre Flüge entsprechende Aufwinde. Störche haben ein weißes Federkleid (das je nach Witterung und Aufenthalt bisweilen auch schmutzig bräunlich wirken kann, dies auch bei langanhaltender Nässe übrigens). Die Schwungfedern sind schwarz. Störche pflegen ihr Gefieder sehr gründlich und ausführlich. Der Schnabel und die Beine sind bei ausgewachsenen Störchen rot, bei den Jungen dunkel gefärbt. In der Regel ist das Männchen etwas größer als das Weibchen, es gibt davon jedoch auch Ausnahmen.
Der Storch ist ausgewachsen etwa 150 cm groß und etwas zwischen 80 bis 100 cm lang. Die Spannweite der Flügel beim adulten Storch beträgt um die 2 Meter (ca. 1.80 bis 2.25 Meter). Störche können bis über 30 Jahre alt werden. Hier ein paar Beispiele für Storchenalter:
... demnächst hier mehr ...
Wer den erwachsenen Storch so sieht, schätzt sein Gewicht wahrscheinlich schwerer ein als es tatsächlich ist. Er wiegt jedoch "nur" zwischen 2,5 bis 3,5 Kilogramm. Der Storch darf allein schon deshalb nicht allzu schwer sein, weil ihn ein großes Gewicht bei seinen Flügen behindern würde. Wer einmal Störche beim Auffliegen beobachtet hat, der hat unschwer feststellen können, wie die edlen Tiere nur langsam an Höhe gewinnen. Dies ist besonders gefährlich, wenn sie unmittelbar Straßen überqueren müssen oder es wollen, weil sie bespielsweise aufgescheucht wurden oder weil sie auf der anderen Seite nach Futter suchen (da gibt es leider allzu häufige Kollisionen mit Fahrzeugen, die für den Storch zumeist tödlich enden).
Wo man den Storch schreiten sieht, da scheint die Umwelt zumindest noch einigermaßen in Ordnung zu sein. Störche lieben Wiesen und Feuchtbiotope. In der Regel ernähren sie sich von dem, was dort kreucht und fleucht: Frösche (Natürlich! ... beim Storch haben Frösche beschränkte Souveränität ... lautet eine bekannte Spruchweisheit) und andere Amphibien, kleineren Schlangen, Küken, Mäuse, Schnecken, Würmer (vor allem gerne auch: Regenwürmer), Larven, Insekten, Aas, kleinere Fische, u.a.
... demnächst hier mehr ...
Störche sind weniger partnertreu sondern vielmehr nesttreu. Sie nisten dementsprechend -- wenn irgendwie möglich (man denke an Nestkämpfe, verspätete Ankunft etc.) -- stets in demselben Horst. Nach Rückkehr beider Paare findet dann die sogenannte Storchenhochzeit statt, das Weibchen legt nach der Befruchtung nacheinander 2 bis 5 Eier in das Nest. Die Eier werden von beiden Partnern jeweils abwechselnd bebrütet, auch in entsprechenden Abständen immer wieder sorgsam gewendet, damit sie von allen Seiten die notwendige Wärme erhalten. Nach etwa 30 bis 35 Tagen schlüpfen die Jungen (der Reihe nach, nicht gleichzeitig!). Nach dem Schlüpfen wiegen die Küken nur etwa 60 bis 80 Gramm, wachsen jedoch dann sehr schnell, so daß die meisten Jungen nach einem Monat bereits um die 2 Kilogramm wiegt. Nach etwa 8 Wochen fliegen die Jungstörche dann ihre ersten kleinen Runden, nachdem sie zuvor intensive Flügelgymnastik und Flugübungen im Nest absolviert hatten. Ich finde: das muß man unbedingt gesehen haben! Übrigens füttern die Eltern die Jungen, sobald sie flügge sind, zunehmend weniger, um sie zur eigenen Futtersuche zu veranlassen ... Bei den Störchen also nichts mit "sehr langem Hotel Mama" (so mancher Mensch könnte sich da ein Beispiel nehmen!): Aufopferungsvoll kümmern sich die Elternstörche um die Jungen, eben solange sie diese Hilfe brauchen -- da leben die Adultstörche nur für ihre Jungen. Und dann aber schnell: Emanzipation -- und die Jungen wollen es auch so und verhalten sich sehr schnell dementsprechend (nochmals: Nachahmung für manche Menschen durchaus anzuempfehlen!) ...
Störche bauen ihre Nester / Horste gerne an ganz hohen Stellen, also auf Schornsteinen, Kaminen, Häuserdächer, aber auch in Bäumen (derartige Nester kann man in der Storchenstation Wesermarsch in Berne bewundern!) oder an sonstigen Plätzen, die sie für sicher halten. Auch achten sie bei der Wahl von Neststandorten darauf, daß die Nahrungsquellen nicht allzu weit vom Horst entfernt sind -- je näher, desto besser. Solange die Altstörche abwechselnd das Nest hüten und auf die Jungen aufpassen sowie zur Futtersuche fliegen, wählen sei eine Entfernung von maximal 3 bis 4 Kilometer für den Nahrungserwerb. Später fliegen sie dann auch schon mal bis zu 7 Kilometer Entfernung vom Nest. Das Nest wird mit den Jahren immer größer, höher und damit auch schwerer. Man hat schon einige Nester sichern müssen, die weit über eine Tonne gewogen haben! Störche "basteln" fortwährend an ihrem Nest, bessern es aus, kleiden es aus -- und dabei wird leider auch viel Unrat wie beispielsweise Plastik, Schnüre, sogar Glas herbeigeschleppt, was in der Folge das Nest häufig wasserundurchlässig werden läßt und somit die Storchenkinder sehr gefährden kann. (Häufig sind da dann die Storchenjungen ertrunken oder erfroren bzw. durch Infektionen erkrankt, nicht allzu selten wurden die Gelenke durch Kunststoffschnüre abgeschnürt -- die Folge von alledem sehr oft der Tod der Tiere!) Natürlich sind auch die Alttiere von all dem Zivilisationsmüll gefährdet. Diese Umstände machen es eigentlich erforderlich, daß die Nester regelmäßig gesäubert, wieder wasserdurchlässig gemacht werden, damit im Folgejahr die Störche ihre Jungen weitgehend ungefährdet aufziehen können. (Allerdings -- wen wundert es -- gibt es eine leider recht große Anzahl von "Experten", die dafür plädieren, an den Nestern ja nichts zu machen, denn auch das würde die Natur schon "richtig regeln" und der Storch habe schon seit Jahrhunderten gewußt, wie er ohne Mensch sein Nest zu bauen habe. Daß jene Geister noch nicht bemerkt haben, daß sich leider mittlerweile da so Einiges zum Nachteil der Störche -- man denke nur an all den Plastikmüll und die arglos weggeworfenen Schnüre! -- verändert hat, spricht Bände über die "Qualität" jener Aussagen und Forderungen ...).
In diesem Zusammenhang gilt es auch zu sehen, daß -- nicht zuletzt durch das schnelle Wachstum der Jungstörche bedingt -- die Zeitspanne, innerhalb derer die Elternstörche ihre Jungen behudern können (also unter ihre wärmenden und schützenden Fittiche nehmen), leider nur sehr kurz ist.
Eine zweite Brut findet im Gegensatz zu manchen anderen Vögeln bei den Störchen nicht statt. Das hängt vor allem damit zusammen, daß die Zeit der Störche für die Jungenaufzucht sehr begrenzt ist: von der Rückkehr etwa Mitte bis Ende März, Anfang April bleibt ihnen ja nur die Zeitspanne bis Ende Juli, Anfang August ... So werden Störche auch kein zweites Gelege mehr ausbringen, wenn das erste durch welche Umstände auch immer zerstört worden ist. Kommt ein Partner übrigens "zu spät", dann kann es durchaus vorkommen, daß der andere Partner bereits eine andere Bindung eingegangen ist -- die Natur gebietet es so: die "pünktliche" Aufzucht geht allem anderen vor. Ma muß sich das einmal vorstellen: Ein Storch, der ins ferne Südafrika fliegt, das sind dann runde 11000 Kilometer, fliegt insgesamt 5 Monate pro "Storchenjahr" ... Gut, längst nicht alle Störche fliegen ganz so weit.
Im Winter fliegen die allermeisten Störche in den Süden. Sie wählen entweder die Ostroute (über Polen, Tschechien, Slowakei, Balkanländer, Türkei, Israel, Ägypten und weiter Richtung südliches Afrika) oder die Westroute (über Gebiete von Süddeutschland, Schweiz, Frankreich, Spanien, Gibraltar nach Afrika). Gegenwärtig bleiben allerdings viele der Westzieher in Spanien und ernähren sich dort überwiegend auf den Müllhalden. Den Störchen erspart das den nicht ganz ungefährlichen Weiterflug über Gibraltar nach Afrika. Durch EU-Beschluß allerdings werden die Müllkippen in Spanien in der derzeitigen Form geschlossen und es bleibt abzuwarten, wie sich die Störche danach in ihrem Zugverhalten orientieren werden. Die Jungstörche bleiben meist zwei, drei Jahre in Afrika und kehren erst bei Geschlechtsreife zu uns zurück. Geschlechtsreife im Alter von 3 bis 4 Jahren.
Störche meiden große Wasserflächen, weil es dort bekannterweise zu wenig Auftrieb gibt. Deshalb die Wege über den Bosporus beziehungsweise Gibraltar, so sie denn überhaupt hier weiter nach Afrika fliegen wollen.
Ist der Weißstorch nun ein "Europäer" oder ein "Afrikaner"? Die Antwort dürfte mittlerweile lauten: beides. Früher war er allerdings nur in Afrika beheimatet.
Die Jungstörche fliegen etwas früher als ihre Eltern fort; meistens so Anfang Juli bis Mitte Juli. Sie fliegen also nicht mit ihren Eltern und schließen sich anderen Zugstörchen an. Geführt werden jene stets von zugerfahrenen Störchen. Der Zugtrieb ist soweit bislang bekannt angeboren, jedoch müssen Hindernisse und "günstigere" Flugwege sowie Rastplätze durch Erfahrung gelernt werden.
Mittlerweile bleiben auch immer mehr Störche hier, das heißt sie sind dann unter der Bezeichnung Überwinterer geführt. In diesem Zusammenhang bleibt anzumerken, daß ausgewachsene Störche mit Kälte eigentlich recht gut zurecht kommen; ein Problem für überwinternde Störche könnte überwiegend die Nahrungsbeschaffung werden, vor allem wenn für längere Zeit eine dichte Schneedecke über dem Land liegt und die Gewässer zugefroren sind. Diesen Nachteil für die Störche gab es hierzulande jedoch in den letzten Jahren, bedingt durch relativ milde Winter, eher weniger. Auch verlassen Störche, wenn es dann doch zu unwirtlich wird, ihren angestammten Überwinterungsplatz und fliegen in etwas "wärmere" Regionen wie z. B. in die Bodenseegegend.
Die Zunahme der Überwinterer unter den Störchen hat leider auch einige mehr oder weniger zu Recht genannte Storchenexperten auf den Plan gerufen; jene greifen dann häufig ziemlich vehement Menschen an, die Störchen durch Fütterung etwas Hilfe zuteil werden lassen. Die Fütterungsgegner, unter denen sich vor allem auch Mitglieder von sogenannten Naturschutzgremien befinden, begründen ihr Postulat eines Fütterungsverbotes mit dem Umstand, daß der Storch ein "wildes Tier" sei und es auch bleiben müssen, als auch damit, daß die Natur schon alles von selbst regeln würde. An anderen Stellen gehe ich ausführlich auf diesbezüglich unterschiedliche Postionen ein; an dieser Stelle möchte ich nur besonders hervorheben, daß der Mensch den Tieren die Natur mittlerweile bereits so zerstört hat, daß die Haltung, die Natur regele alles schon gerecht und angemessen nur als zynisch empfunden werden kann. Und wenn ein Storch (oder auch ein anderes Tier) in Not ist, aus welchen Gründen auch immer, dann sollte ihm geholfen werden.
In diesem Zusammenhang ist zur Kenntnis zu nehmen, daß die Kinder von Überwinterern sehr wohl im August in den Süden ziehen. Es wird also nicht so eine Art "Lust auf Überwintern" vererbt oder durch Imitationslernen von den Jungen übernommen (wäre ja auch eine unsinnige Annahme, nachdem die Eltern hier bleiben oder bei Wegflug stets später abfliegen als ihre Jungen!). Fakt ist dementsprechend, daß Überwinterer sehr wohl einen großen Beitrag zur Nachwuchspopulation leisten.
Das Storchenpaar Hansi und Lisa überwintert mittlerweile in Zeltweg seit sieben Jahren, "liefert" der Natur jedes Jahr junge Störche, die danach im Sommer nach Süden ziehen, also nicht wie ihre Eltern in Zeltweg überwintern.
Das Storchenpaar von Salgen wie auch das von Pfaffenhausen haben jedes Jahr ihre Jungen die ziehen (sofern sie bis zum Zeitpunkt des Abfliegens witterungsbedingt überleben oder nicht anderweitig -- wie dieses Jahr -- tot neben der Ortsausgangsstraße in Salgen aufgefunden werden).
So auch das Storchenpaar in Muhr am See auf dem Nest auf dem Kirchturm. Jedes Jahr Jungstörche, die dann ziehen, während die Eltern hier bleiben. Die Liste ließe sich mit zahlreichen weiteren Beispielen fortsetzen... Eine Liste die voll positiver Aussagen hinsichtlich einer erfolgreichen Reproduktionsrate von Überwinterern ist. Leider nehmen einige der "Storchenstatistiker" hier nicht alle Daten zur Kenntnis, vielleicht auch, weil sie jenen ihren Erfolg und ihr Engagement neiden, die sich so erfolgreich und zielführend um das Wohlergehen der Winterstörche kümmern.
Und wenn schon die Rede vom Ziehen und Nicht-Ziehen ist, wenn in diesem Zusammenhang auch viele Leute ihre "Genetikkompetenz" von mehr oder weniger gehaltvollen Qualität in die Diskussionswaagschale werfen: Was das Ziehen der Störche angeht, gibt es mittlerweile erste Indizien, daß nicht einmal die Zugroute mit Sicherheit vererbt wird. Diese ersten, freilich für eine Generalisierung noch nicht hinreichenden, diesbezüglichen Daten liefert der Storchenhof Loburg und sie zeigen, daß die Kinder ein- und derselben Eltern, aus ein- und demselben Nest unterschiedlich ziehen: Die Eltern-Störche Jonas und Novi (aus dem Horst nahe des Münchentor in Loburg) sind Westzieher. Anton, ein Jungstorch von ihnen zog in Richtung Slowakei, also ein Ostzieher. So auch deren Kind Maximilian. Aber Thekla, das dritte Kind von Jonas und Novi zog es auf die Westroute. (Übrigens die drei Kinder von Jonas und Novi sind auf dem Startseitenbild zu sehen.)
Die Kinder von dem Storchenpaar Magnus und Agatha (Horst auf dem Gelände des Storchenhofs Loburg) zeigten ebenfalls interessantes Zugverhalten; Leni zog direkt nach Osten, wohingegen das Geschwister Carlo anfangs Richtung Westen abflog, später jedoch dann doch noch auf die Ostroute einschwenkte. Nach dem Falsifikationsprinzip muß festgestellt werden, daß eine etwaige Hypothese, wonach alle Kinder aus demselben Nest dieselbe Zugroute wählen, bereits mit diesem doch noch recht kargen Datenmaterial jedoch verworfen werden müßte.
Hören kann man den Storch vor allem dann, wenn er sein Klappern mit dem Schnabel erzeugt. Man kann das wunderbar beobachten, wenn der andere Partner einfliegt -- dann findet oft ein langes Begrüßungsklappern statt, wobei der Kopf weit zurück geworfen wird, wieder nach vorne, wieder zurück -- das Freuen des Wiedersehens ist unübersehbar und unüberhörbar. Auch als Balzritual findet dieses Klappern statt. Allerdings auch dann, wenn sie ihr Zuhause gegen Fremdstörche verteidigen; jene lassen sich oft dann bereits durch dieses Klappern vertreiben und vermeiden den Kampf. Leider jedoch nicht immer, so daß es häufig auch zu heftigen Nestkämpfen mit schlimmen Folgen bis hin zur Gelegezerstörung, Tod der Jungen, Verletzungen der Störche kommt.
Das Storchenpaar von Pfaffenhausen mit seinem Jungen im Juni 2015 (Kurz davor wurden Nestangriffe abgewehrt!)
|